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Frühgeschichte der Burg
Unmittelbar dort, wo im nordöstlichen Landkreis Siegen eine
langgezogene und steil abfallende, südwestlich verlaufende Stirnwand das Ederhochland von der tiefer gelegenen Siegquellmulde scheidet, liegen auf einer vorgeschobenen
Bergkuppe im früheren fränkisch-sächsischen Grenzwaldgebiet die Mauern einer alten Burg. Am südwestlichen Stirnrand des zum Rothaargebirge gehörenden Ederhochlandes liegt in der Gemarkung
des Dorfes Grund der 590 m hohe, sagenumwobene Schloßberg. Er fällt nach drei Seiten steil in das Insbachtal und damit in den tiefer gelegenen, zertalten Siegener Gebirgskessel ab. Nur nach
Nordosten ist er durch einen Sattel (570 m) mit der etwa 650 m entfernten flachtrichtrigen Quellmulde der moorigen Ginsberger Heide (600 m) verbunden. Der Berg ist damit als ein zungenförmiger
Ausläufer des “Giller-Gebirges” zu werten, das mit Giller (653 m), Hüttenberg (625 m) und Pfaffenhain (653 m) die Ginsberger Heide umgibt. Im Jahre 1777 nennt ihn Johann Heinrich
Jung (-Stilling) “Geissenberg”, “der wie ein Zuckerhut gegen die Wolken steigt und auf dessen Spitze Ruinen eines alten Schlosses
liegen”. Die Zuckerhutform ist vom Dorfe Grund aus gut erkennbar und ist auf die rückwärts arbeitende Einschneidung von Insbach und
Grundbach zurückzuführen, die den Schloßberg zangenartig einfrästen und ihn zu einer vorgeschobenen Bastion machten. Die Gründung
der Burg mag auf sächsisch-westfälische Vorstöße nach Süden oder gar auf Auseinandersetzungen zwischen der Kölner und der Mainzer
Erzdiözese, deren Kirchenprovinzen im Quellgebiet der Sieg aneinanderstießen, zurückzuführen sein. Von den Herren, die sie im
ausgehenden elften oder beginnenden zwölften Jahrhundert in einem sicherlich nicht vollendeten, dann verfallenen Ringwall einer
späteisenzeitlichen Wehranlage erbauten, fehlt jede schriftliche Nachricht. Wahrscheinlich waren die Erbauer Vasallen eines
Edelherrengeschlechtes, das wohl im Auftrag eines mächtigen Territorialherren, vielleicht auch der Kölner oder der Mainzer Kirchen, seine
Einflußsphäre von Norden oder Osten her bis an den Rand der Siegener Gebirgskammer vorgeschoben hatte, um von hier aus das Land an Ferndorf, Netphe und Sieg zu beherrschen.
Als Standort der Burg wählten die Erbauer eine von der Natur begünstigte, über den Tälern der Ferndorf und Insbach gelegene
zuckerhutartige Felskuppe, die nur wenige hundert Meter von einem Verkehrsknotenpunkt des früheren Fernverkehrs im Bereich der Quelle des Wegebachs auf der Ginsberger Hochfläche entfernt war. Bauwerk und Bewohner sollten die kreuzenden Fernwege sichern sowie eine Trutzwirkung gegen das stark
zerteilte, weithin überschaubare, tiefer gelegene Bergland ausüben. Der Freilegungsbefund vom Sommer 1967 ergibt, dass eine erste wehrhafte Anlage in Form eines Vierkant
-Turmes von etwa acht mal acht Metern Außenmauerwerk entstanden war, die auf dem Sockel einer Grauwacken- und Schieferbank gegründet war. Von der Bausubstanz
Bild 2
1 = Ehemalige Zugbrücke 2 = Burgpforte 3 = Burghof 4 = Altes Burghaus oder Palas 5 = Eingang zu den
Gewölben 6 = Ehemaliges Langhaus oder Palas 7 = Burgbrunnen I 8 = Bergfried, ehemals etwa 30 m hoch 9 = Innere Ringmauer 10 = Äußere Ringmauer 11 = Mauerrest, vermutlich von der
Burgkapelle 12 = Brunnenhaus mit Grabenturm 13 = Burgbrunnen II, ausgegraben bis 16,5 m Tiefe 14 = Vorburghaus 15 = Innerer Burggraben 16 = Innerer Wall
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dieses ältesten Turmes ist eine kompakte Mauerfläche von etwa sechs Metern Länge und rund zwei Metern Höhe erhalten geblieben. Sie zeigt in romanischem Stil
verarbeitete Schiefermauersteine mit einer lehmhaltigen Mörtelbindung. Ihre Zeitbestimmung ist mit Hilfe einer bei der Freilegung geborgenen Randscherbe eines
mäßig hart gebrannten Kugeltopfes für das späte elfte oder anfangende zwölfte Jahrhundert möglich.
Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem ersten Bauwerk um eine Turmburg mit Wehr- und Wohncharakter. Ihren Außenschutz mag ein in den
Felsen eingetiefter Graben gewährleistet haben, dessen Reste in den 1960er Jahren im Zuge der Ausgrabungsarbeiten im Fundament des Langhauses und im inneren Burghof erkannt worden sind. Schon
bald danach musste es notwendig geworden sein, die zum Sattel hin gelegene Angriffsseite besser zu schützen. Es entstand die in einem Abstand von vier bis sechs
Metern nach Nordosten zu vorgesetzte starke und schichtig verarbeitete Bruchsteinmauer. Sie ist in ihren unteren Steinlagen bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Vermutlich
wurde zu dieser Zeit auch der im Innenhof unmittelbar vor dem Turm gelegene Brunnen gegraben.
Allgemein wird die Errichtung der Burg dem Grafen Heinrich II. von Nassau (1197-1247)
zugeschrieben. Er soll sie während der Dernbacher Fehde in den Jahren von 1234 bis 1250 erbaut haben, und zwar zugleich mit den Burgen Dillenburg und Sonnenberg bei Wiesbaden.
In der schriftlichen Überlieferung wird sie zuerst unter der Bezeichnung “nowum castrum” (neue Burg) am 16. Dezember 1255 erwähnt. Von Anfang an gehörte sie zu den
Markierungspunkten der großen Achse, die das Territorium der Nassauer Grafen von der Siegquelle bis nach Sonnenberg durchzog. Neben der Burg Siegen, dem heutigen Oberen
Schloss, bildere sie den nördlichsten Punkt dieser Linie, an der sich die nassauischen Landesburgen des ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts aufreihten. Graf
Heinrich wird die ursprünglich gegen seinen Landbesitz gerichtete Anlage im Zusammenhang mit der Festigung seiner Vogteigewalt oder dem Ausbau seiner Landeshoheit aus anderer
Hand, vielleicht durch Zwang oder als Lehen, erworben haben. Dieser Auffassung steht die in der Urkunde von 1255 gebrauchte Bezeichnung “neue Burg”, aus der bisher auf einen Neubau
geschlossen worden ist, nicht entgegen. In einer Untersuchung aus den 1960er Jahren vertritt Lothar Irle die Ansicht, “dass die Nassauer vielleicht ursprünglich die Ginsburg als Lehen der
Erzbischöfe von Köln erhalten hätten”, weil sie zudem aus westfälischem Gebiet bequem zu
Bild 3 Ältere Bauteile mit ihrem festgestellten, vermuteten bzw. fraglichen Verlauf
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erreichen war und es sich ursprünglich wohl um eine Burg des kurkölnischen Bereichs gehandelt habe. Er erhebt in diesem
Zusammenhang die Frage, “ob der Erzbischof von Köln in einer Zeit, die wesentlich vor 1234 bis 1250 lag, Interesse an der Anlage einer Burg an
dieser Stelle haben konnte”. Bei dieser Überlegung wird auch die Tatsache zu berücksichtigen sein, “dass die Christianisierung im nördlichen Siegerland vom
erzbischöflichen kölnischen, westfälischen Gebiet aus erfolgte.” Lothar Irle fährt fort, “Es liegt nahe, dass der Erzbischof das Bedürfnis empfand, seinen Besitz und seinen kirchlichen
Einfllussbereich durch eine Befestigung gegen die Grafen von Nassau oder wer sonst ihm seine Machteinflüsse streitig zu machen versuchte, zu schützen. Unter diesen
Gesichtspunkten liegt die Errichtung der Ginsburg durch den Erzbischof von Köln recht nahe. Ebenso liegt es, dass Nassau danach
trachtete, diese gegen nassauisches Gebiet gerichtete Burg in Besitz zu bekommen, die zwar für den Grafen selbst keine strategische
Bedeutung hatte, weil sie nicht gegen feindliches, sondern gegen eigenes Gebiet gerichtet war, die ihm aber ein Dorn im Auge sein musste
, solange der Erzbischof, der sowieso seit 1224 Burg und Einkünfte in Siegen mit ihm teilte, auch ständig Einblicke in sein nördlichstes
Herrschaftsgebiet nehmen konnte”.Irle vermutet daher den Kauf der Burg um 1240 als Parallele zu der Errichtung des Klosters Keppel um
1239 und dem damit verbundenen nassauischen Vorstoß nach Norden in das Ferndorftal. Hermann Böttger, der Leiter der
Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1931, kommt zu ähnlichen Überlegungen. Er meint: “Eine Lösung der Frage wäre es, wenn man annehmen
könnte, dass die Grafen von Nassau die schon vorhandene Burg eines eingesessenen Adligen für ihre Zwecke ausgenutzt und umgebaut
hätten. Denn, obgleich die Art der Besitzergreifung des Landes Siegen durch die Grafen (von Nassau) noch völlig im Dunklen liegt, ist es
doch sicher, dass sie bei ihrem Eindringen in das Siegerland auf den Widerstand des altansässigen Adels tragen und versuchen mussten,
dessen befestigte Sitze in ihre Hand zu bekommen. Leider fehlt aber jeglicher urkundliche Anhalt, der diese Vermutung bezüglich der Ginsburg stützen könnte”.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann aus dem Baubefund der Burg geschlossen werden, dass die
Grafen von Nassau die Anlage auf ihrem Vorstoß nach Norden aus der Hand eines anderen Besitzers erworben haben. Es war für sie schlechthin eine “neue “ Burg, für die sie selbst noch
keinen einprägsamen Namen gefunden hatten. Die Vorbesitzer, die sie verdrängten, können Kleinadelige oder Dienstmannen eines mächtigeren Herren gewesen sein. Mit Rücksicht auf die
Tatsache, dass Kurköln nach Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 das kurkölnische Herzogtum begründete und nach allgemeiner Ansicht der Lokalforschung um diese Zeit auch begonnen hatte,
auf dem Kindelsberg (618 m) eine Burg zu errichten, zeichnet sich die politische Einflussnahme auf das Siegquellgebiet deutlich ab. Vermutlich hat Kurköln in diesem Zusammenhang die ältere
Ginsberger Turmburg in seinen Besitz gebracht. Sicherlich wird damals auch der neue, rundgemauerte Bergturm entstanden sein, dessen Umfang 35 Meter mißt und einen Durchmesser
von rund 11,20 Meter aufweist. Sein Stumpf ist in einer Höhe von drei Metern erhalten geblieben und umschließt die Reste des einstigen Vierkant-Turmes. Die amtliche Denkmalpflege von
Westfalen-Lippe setzt die Entstehung des Rundturmes in die Zeit um 1200 an. Etwa zwei Jahrzehnte später ist die Inbesitznahme der zweiten Ginsberger Turmburg durch die Grafen von
Nassau, vielleicht als Lehen oder durch Kauf, anzunehmen. Sicherlich haben dabei ihre engen Beziehungen zum Erzstift Köln eine bedeutende Rolle gespielt. Kurze Zeit
nach diesem Erwerbsvorgang müssen sich die Beziehungen der beiden Partner erheblich verschlechtert haben. Im Jahre 1224 musste Graf Heinrich dem Kölner Erzbischof Engelbert I.
sogar die Hälfte an Münze, Zoll und allem Recht an der neu aufgebauten Stadt Siegen überlassen und damit einen kölnischen bis in das mittlere Siegerland hinnehmen. Ein Sühnevertrag von 1259
läßt zudem erkennen, dass erhebliche Misshelligkeiten zwichen Köln und Nassau bestanden haben. Aus diesem Grund wird Graf Heinrich gezwungen gewesen sein, seine nördlichen
Besitzungen und Rechte besser zu schützen und die “neue” Burg wesentlich stärker auszubauen.
Damals dürfte das 1463 abgebrochene und anschließend neu aufgebaute “alte” Burghaus errichtet worden sein sowie die halbmondförmige
hore Mauer bei dem Turm. Es entstand somit eine mehreckige Kernburg mit einem Frontturm (Bergfried), die nach ihrer in den 1960er
Jahren erfolgten Freilegung und anschlieißenden Restaurierung noch eine Höhenburg des ausgehenden zwölften Jahrhunderts sichtbar darstellt.
In der Urkunde über die große (und erste) nassauische Landesteilung vom 16. Dezember 1255 spielt die Burg, die noch ohne einen
einprägsamen Namen ist, zwischen den Söhnen des nach 1247 verstörbenen Grafen Heinrich eine Rolle. Sie gehört entsprechend der
Übereinkunft zwischen Otto und Walram fortan der ottonischen Herrschaft und blieb das auch bis zum Jahre 1815. Unter dem heute
gebräuchlichen Namen “Ginsberg” kommt die Bergfeste zuerst in einer Urkunde vom 27. April 1292 vor. Graf Heinrichs Enkel, Adolf von
Nassau aus der walramischen Linie (1255-1298), verpfändete damals dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275-1297), falls
dieser bei der Königswahl für ihn stimme, die Burgen Nassau, Dillenburg, G i n s b e r g und Siegen. Aus jener Zeit ist eine
Sterlingmünze überliefert, die 1965 aus dem Trümmerschutt der Ginsberger Kernburg zum Vorschein kam und aus der Siegener Münze
des genannten Erzbischofs stammt. Sie darf als ein symbolisches Zeichen für die 1292 erfolgte Wahl Adolfs zum deutschen König gewertet werden. Aus der genannten Verpfändung geht zudem
hervor, dass Adolf auch über die Burgen der ottonischen Linie Nassaus verfügte. Während dieser Zeit regierte das Land der Ottonen der älteste Sohn des um 1289 verstorbenen Grafen Otto,
nämlich Heinrich I. (gestorgen 1343), der sich als erster “Graf von Nassau-Siegen” nannte. Es war eine gemeinschaftliche Regierung,
die Heinrich mit seiner Mutter Agnes, Gräfin von Leiningen, und seinen Brüderbn Otto, Johann und Emicho ausübte. Auffallend ist, dass König Adolf seine ottonischen Vettern zu angesehenen
Diensten heranzog und ihnen seine Gunst vielfältig bezeugte. Aus dieser Zeit stammen einige Urkunden, in denen unter anderem die
Ginsburg eine Rolle spielt. Sie behandeln die Verlobung und nachfolgende Eheschließung der Tochter des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg(-Hohenzollern) und dessen
zweiter Gemahlin, Helene Herzogin von Sachsen, mit Graf Emicho von Nassau (gestorben 1334). In der Heiratsangelegenheit sandte der Burggraf, wie eine Urkunde vom 9. August 1295 aussagt, zwei
Bevollmächtigte zum König, nämlich Konrad, den Dechant von Zenne, und Walter, den Truchseß von Seckendorf. Aus einer zweiten
Urkunde vom 28. August des gleichen Jahres geht der erfolgreiche Abschluß der Verhandlungen hervor. Friedrich der Alte bekundet darin,
dass er binnen Jahresfrist seine Tochter Anna dem Grafen Emicho zur Ehe geben will. Dazu soll Emicho nach erfolgter Eheschließung
namentlich aufgeführte burggräfliche Herrschaften erhalten. Demgegenüber wird Emicho verpflichtet, seiner Frau als Wittum und
Leibgedinge 3.000 Mark kölnischer Pfennige zu geben. Gesichert werden soll diese Geldsumme mit 300 Goldmark kölnischer Pfennige auf
die Anteile und Gülten des Grafen an der Laurenburg (an der Lahn), der “burk zu giensberge” (Ginsburg), der “burk vnde der stat zu Sigen
(Burg und Stadt zu Siegen) und des Landes, das dazu gehört. Mit der etwa ein Jahr später erfolgten Hochzeit trat das Haus Nassau ersmals in eheliche Verbindung zu den Hohenzollern.
Die Burg im 14. und 15. Jahrhundert
Weitere Urkunden über Landesteilungen liegen aus den Jahren 1303, 1341 und 1343 vor, in denen die Ginsburg jweils als Landesburg
genannt wird. Heinrich I. starb 1343 und vererbte einen Teil seiner Stammlande mit den Burgen Siegen, Ginsberg, Hain(chen), Dillenburg,
Herborn, Wallenfels und Löhnberg sowie das Gericht Haiger seinem Sohn Otto II. (1302-1350/51). Otto hatte aber keine glückliche Hand. Er
musste nach vielen unglücklichen Fehden und finanziellen Nöten im Jahre 1345 die Hälfte der Ginsburg, dazu fünfeinhalb Kirchspiele des
Siegener Landes an den Erzbischof Walram von Köln verkaufen. Aus der darüber angefertigten Urkunde geht hervor, dass die “burch zume
Gensberghe” mehrere Türme, Pforten, Häuser, eine Umfassungsmauer, einen Graben und Befestigungsanlagen mit Wegen sowie Brücken
und mehrere Brunnen hatte. Neben den Liegenschaften werden auch Burgleute, Pförtner, Turmknechte und Wächter genannt. Ferner ist von
der Burgfreiheit und dem Bifang die Rede, über deren Grenzverlauf genaue Angaben gemacht werden. Ihre Begrenzung beginnt unterhalb
des Hauses im Grund, bei dem der niedere Damm wendet und wo die zwei Flutgräben das Wasser außerhalb um den Weiher führen, und
verläuft (entlang des Insbachseifens) bis an die alte Tränke (Insbachquelle) auf der einen Seite der Burg. Auf deren anderer Seite führt die
Linie (durch den Grundbachseifen) bis zur neuen Tränke (Grundbachquelle). Somit scheiden die beiden Seifen den Burgfrieden und gehören
mit den Tränken noch zu ihm. Dann führt die Grenze von den zwei Tränken weiter bis an den Höhenweg, der von Heinsberg kommend über
das Wegebacher Feld (Ginsberger Heide) nach Afholderbach verläuft.
Aus diesen Angaben wird deutlich, daß der gesamte Schloßberg und Teile des Dorfes Grund sowie Geländepunkte auf der Ginsberger
Heide zur Burg gehörten. Die Details zeichnen zudem ein übersichtliches Bild vom Aussehen und der Ausdehnung der Burg um die Mitte
des 14. Jahrhunderts, deren Grundriß schon voll ausgebildet ist. So ist festzustellen, daß neben dem Bergfried mit seiner nach Nordosten
vorgeschobenen hohen Mauer und dem „alten" Burghaus in der Zeit nach 1300 das Langhaus mit dem tiefer liegenden Gewölbe und die
erste Umfassungsmauer, dazu die Vorburg, der zweite Brunnen im Westgraben, der innere Trockengraben mit Wall und zwei Zugbrücken
entstanden sind. Eine Brücke verband von Westen her die Vorburg und den Zwinger mit der Kernburg. Die andere führte in der Nähe der
Hans-Hübner-Eiche über den vermutlich neu angelegten Halsgraben, von dem Reste im Gelände noch vorhanden sind. An der Südflanke der
Bergkuppe, etwa im Bereich des äußeren Wall-Grabens, der als späteisenzeitlich anzusetzen ist, lagen die Häuser der Burgmannen.
Mehrere rechteckige Einebnungen in diesem Gelände lassen diesen Schluß zu.
Der Verkauf des Ginsberger Halbteils an den Kölner Erzbischof ist erst 1359 von Ottos Witwe Adelheid (aus dem Hause Vianden) und
deren Sohn Johann I. (um 1347 bis 1416) rückgängig gemacht worden. Adelheid führte unter schwierigsten Bedingungen die Regentschaft
und mußte mit den Gegnern ihres Mannes Verpfändungen und kostenspielige Vergleiche eingehen. So bestätigten die Gräfin und Johann
am Allerheiligentag (1. November) 1355, daß sie Manegold und Heidenreich von Haiger Land, Dorf und Kirchspiel Haiger mit dem Gericht
und allem Zubehör für 2000 Pfund Heller Herborner Währung versetzt hatten. Zum Unterpfand setzen die Nassauer ihre Hälfte des Amtes
und des Schlosses Ginsberg nebst Äckern, Wiesen und den dazugehörenden Bürgern ein, ferner jährlich 65 Schilde Geldes von der
Burghude und anderen Gefallen und Gewohnheiten. Schon kurze Zeit später kam es zu Streitigkeiten zwischen den Parteien, die Adelheid
zu einem Bündnis mit dem Landgrafen von Hessen und dessen Sohn Otto im Jahre 1356 veranlaßte. Um den Beistand gegen die Adeligen
von Haiger zu erhalten, öffnete die Gräfin dem Landgrafen ihre Burgen Dillenburg, Tringenstein, Wallenfels, Herborn, Löhnberg, Siegen,
Ginsberg und Hain(chen). Die Streitigkeiten mit Haiger führten kurz darauf zu einem Höhepunkt. Aus dem darüber ausgefertigten Sühnebrief
ist zu entnehmen, daß in der mündlichen Verhandlung von Friedensbrüchen zu Siegen und zu Ginsberg die Rede gewesen ist. Erst 1360
konnten der Zwist beigelegt und das Kirchspiel Haiger sowie Schloß Ginsberg wieder eingelöst werden.
Johann l. von Nassau ist als ein streitbarer, erfolgreicher Rittersmann bekannt geworden, der viele Fehden führte, den Ritterbünden der
„Sterner", „von der alten Minne" und den „Hörnern" angehörte, zudem Erbauer der Burg Freudenberg (um 1380) und Begründer des
nassauischen Fehmgerichts auf dem Ginsberg war. Schon 1384 erreichte er in Frankfurt am Main die Genehmigung des deutschen Königs
Wenzel IV. zur Errichtung eines Freistuhles für seine Grafschaft, der 1389 mit Sitz auf der Ginsburg erneut bestätigt wurde. Die
Freigrafschaft sollte von der Grenze der Grafschaft Bilstein im Norden bis zur Grenze der Grafschaft Sayn im Süden reichen. Dieses
Fehmgericht, dem 1398 Wynekin von Hilchenbach als Freigraf vorstand, soll bis 1416 oder 1424 bestanden haben. Urteile des Gerichts oder sonstige Nachrichten sind leider nicht überliefert.
Von 1390 bis 1392 tobte zwischen Wittgenstein einerseits und Nassau, Hessen und Hatzfeld andererseits eine Fehde, in derem Verlauf
Graf Johann zehn Gleven (Lanzenreiter) in Siegen oder Herborn stellen musste. Wegen innerem Zwiespalt der Verbündeten und
Abwesenheit des Nassauers hielt sich Johann III. von Wittgenstein zwei volle Jahre und brandschatzte das Nassauer Land erheblich. Der
einheimischen Ritterschaft gelang es jedoch mit Hilfe des Landvolkes, den „wilden Wittgensteiner" zu fangen und nach Dillenburg
einzubringen. Nach dem Volksmund zu urteilen führt die bekannteste Sage von der Ginsburg, nämlich die von Hans oder Johann Hübner, auf den „wilden" Johann von Wittgenstein zurück.
Um 1463 werden an der Ginsburg größere Bauarbeiten vorgenommen, die auf eine Erneuerung und gleichzeitig auch eine Erweiterung
hinweisen. Die noch vorhandene Baurechnung bezeugt, daß über ein Jahr lang gearbeitet worden ist. So wird zum Beispiel das alte
Burghaus abgebrochen und erneuert. Es entsteht das neue Torhaus an der Westfront der Kernburg. Eingestürzte Zwingermauern werden
auf einer Länge von 46 Fuß (rund 15 Meter) und einer Höhe von 16 Fuß (rund 5,50 Meter) ausgebessert. Der Zwinger erhält zudem eine
neue Pforte, die Küche eine neue Türe. Hinzu kommen zwei neue Treppen im Burghaus, die zum Saal führen. Auch die Ausbesserung der
Zugbrücke ist notwendig. Vom Burghaus wird berichtet, daß es einen Erker mit einem 47 1/2 Pfund schweren (Blei-)Knopf hat. Siebzig
Kacheln werden zu einem Ofen in der neuen Stube benötigt. Letztere erhält sechs Fenster mit Eisenrahmen, für die 48 Fuß Glas
erforderlich sind. In der Baurechnung ist weiter die Beschaffung von Gehängen für Burg- und Zwingerpforten sowie für Türen und Fenster
vermerkt. An Räumlichkeiten sind vorhanden: die Küche, eine Stube, ein Keller und je eine Kammer auf dem erneuerten (alten) Burghaus
und dem Torhaus. Das benötigte Bauholz wird in größeren Mengen „auf der Eder" geschlagen. Die herangezogenen, namentlich
aufgeführten Arbeitskräfte stammen größtenteils aus den Dörfern des Ferndorftales.
Im Jahre 1472 erlaubt im Auftrag des Papstes Sixtus IV. der Mainzer Erzbischof auf Bitten des Grafen Johann IV. von Nassau den
Bewohnern der Ginsburg und deren näherer Umgebung, wegen Mangels an Öl und Fischen an den Fastentagen Butter und Milchprodukte
für Schwache und Kranke zu verwenden. Für 1468/69 ist die Errichtung einer Burgkapelle angezeigt. Leider blieb ihr genauer Standort bis
heute unbekannt. Sie dürfte jedoch an der Südseite der Kernburg gelegen haben. Schon 1490 muß diese Kapelle erneuert werden. Ihre
Weihe vollzog der Mainzer Weihbischof. „Thonis der Goltsmyt" (zu Siegen) fertigte schon zehn Jahre zuvor einen Kelch für zwei Gulden an, der für die Burgkapelle bestimmt war.
Ausgaben für neue Bauten über der Pforte und über dem Brunnen sind 1496 belegt. Sicherlich handelt es sich um Arbeiten zur Errichtung
der westlicher Grabenmauer und dem Bau eines Torhauses in Verbindung mit der Zugbrücke, über dem Grabenbrunnen wird in diesem
Zusammenhang das Grabengebäude mit Eckturm entstanden sein. Schiefersteinbrecher aus Eiserfeld decken 1497 den neuen Bau vor der
Pforte ein. Erneuert werden das Brunnenrad und sein Geschmiede mit Brunnenkette. Ein neuer (Schöpf-)Eimer wird angeschafft.
Eine Nachricht von 1500 nennt als Bewohner des Ginsbergs einen Burggrafen (mit Familie), einen Pförtner und einen Wächter, über ein
interessantes Vorkommnis, das heute als Episode zu werten ist, berichtet ein Sühnebrief von 1516. Der amtierende Burggraf Hannes,
genannt der Leuffer, schwört darin Urfehde und bekennt, die Pforten der Burg einige Zeit unbeaufsichtigt gelassen, Pulver verkauft oder
verbrannt und sonstige Pflichtverletzungen begangen zu haben. Nachfolger im Burggrafenamt wird der aus nassau-bredaischen Diensten
kommende Baumeister Ulrich von Anspach, der bis 1522 Baumaßnahmen am Burggemäuer ausführen läßt und anschließend als
Baumeister nach der Dillenburg berufen wird. Im Geschichtsbild der Wehranlage treten auch die Hexenverfolgungen in Erscheinung. So
wurden 1520 drei „Zauberinnen" aus Gund, Haarhausen und Oechelhausen in nächster Nähe der Burg verbrannt. Der Burggraf (Ulrich von Anspach) nahm das dabei benutzte „Gerät" in Verwahr.
Die Ginsburg im Oranischen Zeitgeschehen
1967 erschien im Verlag des Siegerländer Heimatvereins eine aus der Feder des Siegerländer Historikers Alfred Lück stammende
Veröffentlichung mit dem Titel „Siegerland und Nederland". Darin hat der Verfasser den Rahmen der politischen und wirtschaftlichen
Beziehungen beider Länder aufgezeigt und eine Darstellung des gesamten Grafen- und Fürstenhauses Nassau bzw. Nassau-Siegen und
der aus ihm hervorgegangenen Linie Oranien gegeben. Insbesondere werden die bedeutsamen Persönlichkeiten des Hauses Nassau aus
der Zeit Ende des 15. und des 16. Jahrhunderts dargestellt. Zu diesen zählen in erster Linie Graf Heinrich IM. von Nassau-Breda (geboren
1483 auf dem Oberen Schloß zu Siegen, gestorben 1538) und dessen Bruder Wilhelm der Reiche von Nassau-Dillenburg (1487—1559) sowie deren Söhne. Mit beiden B
rüdern beginnt das Oranische Zeitgeschehen, in das auch die Ginsburg einbezogen ist. An dieser Stelle
können nur diejenigen Ereignisse skizziert werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ginsburg stehen. Alle anderen
Geschichtsabläufe mögen aus dem angeführten Buch von Alfred Lück entnommen werden.
Graf Heinrich III. trat 1504 das Erbe seines kinderlos verstorbenen Oheims Engelbert II., von Nassau in den Niederlanden an. Er residierte in
Breda und stand in freundschaftlicher Verbindung zu Kaiser Karl V. Nachdem sein Bruder Wilhelm der Reiche 1516 die Regierung der
nassauischen Stammlande angetreten hatte, vereinbarten beide Brüder im Jahre 1516, daß Heinrich die Hälfte der Lasten für die
Besatzungen in den Schlössern Dillenburg, Siegen, Ginsberg, Herborn und Tringenstein aufbringen sollte. Ein Jahr zuvor hatte Graf Heinrich
seine dritte Ehe geschlossen, und zwar mit Claudia von Chalon, Prinzessin von Oranien. Aus dieser Verbindung ging 1518 der Sohn Rene
von Chalon, Fürst von Oranien und Graf zu Nassau hervor. Rene fiel 1544 im Laufgraben vor Sankt Dizier, hatte jedoch kurz zuvor mit
Zustimmung des Kaisers seinen Vetter Wilhelm von Nassau-Dillenburg, dem 1533 auf der Dillenburg geborenen Sohn Wilhelms des
Reichen und der Gräfin Juliane von Stolberg, zum Erben bestimmt. Zusammen mit dem Fürstentum Orange an der Rhone erbte Wilhelm
auch die niederländischen Besitzungen im Alter von elf Jahren. Mit Übernahme des Erbes war jedoch die ausdrückliche Bedingung
verbunden, daß der junge Prinz von Oranien und Graf zu Nassau am kaiserlichen Hofe und in katholischer Umgebung erzogen wurde. Seine
Eltern willigten in diese Bedingung ein, und Wilhelm zog zusammen mit dem Vater nach Brüssel. Erst zwölf Jahre später sah er seine
nassauische Heimat wieder. Während seines Aufenthaltes in Dillenburg „führte ihn die Lust am Weidwerk für einige Zeit nach Siegen und
dem Ginsberg". Dabei wird der 23jährige Prinz zum ersten Male mit den Augen eines militärischen Führers — er war 1555 Generalkapitän
des Heeres geworden — die Abgeschiedenheit der Bergwelt des nordöstlichen nassauer Landes erkannt und die starken Mauern der
Ginsburg in Augenschein genommen haben. Drei Jahre später starb sein Vater Wilhelm der Reiche, dem Johann der Ältere (VI.), ein Bruder
des Prinzen, als Regent folgte. Johann ließ unverzüglich die Städte und Burgen seines Landes, unter anderem Siegen, Mengerskirchen,
Driedorf, Ginsberg und Liebenscheid erneuern und verstärken. In diesem Zusammenhang wird auch die Lieferung von Kacheln im Jahre
1562 erfolgt sein, von denen Bruchstücke 1962 auf der Ginsberger Vorburg gefunden wurden. Sie bezeichnen als Hafner Hans Berman und geben die Jahreszahl 1562 an.
Aus der geschichtlichen Vergangenheit der Höhenburg ragt jedoch ein Ereignis besonders hervor, das aufgrund seiner politisch
-militärischen Bedeutung auch in die westeuropäische Geschichte eingegangen ist. Belegt ist dieser Vorgang zuerst von dem
nassauischen Chronisten Johann Textor von Haiger in seiner „„Nassauischen Chronik" aus dem Jahre 1617. Jedoch kann die Tatsache des
Aufenthaltes von Wilhelm von Oranien im Jahre 1568 an Hand von Archivalien erschlossen werden. So ist zum Beispiel in dem
Inventarverzeichnis vom 3. Juni 1570, das im Rechnungsbuch des Burggrafen Hans Blaß für die Jahre von 1562 bis 1572 (es fehlen die
Belege für die Jahre 1567 bis 1569) enthalten ist, folgendes vermerkt: „Zwo hohe byerkandellen, deren drey gewesen, seindt auß der
Kelnerey Siegen dahin khommen. Ist aber eine, als m(ein) g(nädiger) furst und Herr Printz zu Vranien vfm Ginsperg gewesen, verloren".
Einige Zeilen weiter heißt es: „Item hat Chun Schwartz seliger, Elßgin (der Frau des Hans Blaß) geliffert Viertzig alter böser leilach
(Bettücher), deren seindt noch XXIIII (24) vorhanden. Die andern seindt, als der Herr Printz vfm Ginsperg gewesen zu Kuchen Duchern
zerrissen, auch sunsten verlappt". Gleichlautende Eintragungen finden sich auch in dem Verzeichnis vom 6. Oktober 1572. Es ist zu
bedauern, daß die Rechnungsangaben für das Jahr 1568 bisher nicht wieder aufgefunden sind. Sicherlich wäre man dann in der Lage, die
genaue Aufenthaltszelt des Prinzen auf der Ginsburg im März oder April 1568 zu ermitteln. Im übrigen ist aus dem gleichen Jahre noch
eine Lohnliste erhalten, in welcher ein Knecht, zwei Mägde, ein Schäferknabe, ein Hirte und ein weiteres Hütemädchen erwähnt werden.
Dazu kommen dann noch über 200 Personen, die auf der Burg Dienste zu leisten hatten.
Nassauische Schutzmaßnahmen
Sicherlich haben die militärischen Mißerfolge des Prinzen von Oranien dazu beigetragen, daß Johann VI. von Nassau-Dillenburg 1569 den
Befehl erteilte, alle Wertgegenstände auf Schloß Dillenburg und in anderen festen Häusern, so auch auf der Ginsburg, sicherzustellen, weil
der Einfall der Spanier in den nassauischen Stammlanden befürchtet werden mußte. Fast vierzig Jahre lang blieb dieser Unsicherheitsfaktor
bestehen. Immer wieder mußte Graf Johann besondere Schutzmaßnahmen treffen und zur Wachsamkeit aufrufen. Die
Verteidigungsbereitschaft seiner Landesburgen und sonstigen festen Plätze versuchte er ständig zu erhöhen. Besondere Anordnungen des
Grafen stammen aus den Jahren 1584, 1586, 1588/89, 1591-93 und 1598/99. Im Jahre 1588 zum Beispiel, als der Einfall der Spanier dicht
bevorstand und kurze Zeit später Freudenberg überfallen wurde, stand die Ginsburg unter dem Befehl des Kapitäns Aschen von Ploiz. Er
setzte die Mauern und die Türme der Wehranlage in Verteidigungszustand und schulte seine Kompanie Soldaten. Aus Freiendiez und
Willingen wurden Wallschläger herbeigeholt, welche die Wälle der Burg verbesserten. Steindecker, Zimmerleute und Maurer aus Siegen
standen im Arbeitseinsatz. In unmittelbarer Nähe der Burg wurden von Steinbrechern Steine für das „Gebäude" gebrochen. Um diese Zeit
entsteht die Wegekarte des Frankenberger Geometers Markgraff mit der ältesten Ansicht der Burg Ginsberg im Kleinformat, die den Bergfried mit Spitzhelm, Palas, Zugbrücke und Graben erkennen läßt.
Auf Grund neuer Befehle des Landesherren werden 1591 und 1592 die Bauarbeiten fortgesetzt. Aus Attendorn kommen 21 Wagen Kalk.
Der Schmied von Allenbach fertigt „etlich Geremß" und Maueranker an, ferner Nägel zum Bauwerk am Brunnen. Aus Köln bezieht man 14
Tafeln Blei im Gesamtgewicht von 2395 Pfund. Dielen werden geschnitten, und der Zimmermeister Haupert aus Siegen erhält den Auftrag,
das „Gebäu" auf dem Turm der Burg zu erneuern. Am 28. Oktober 1591 zum Beispiel wird die Steindeckerarbeit begutachtet und wie folgt
beschrieben: „Auf dem Turm zum Ginsberg die Stockwandt mit ihren 21 Seiten, daran die Ecken doppelt gerechnet, 13 Ruten Steine tragen
. Das Dachwerk bis an das unterste Stuhlgebäude 8 Ruten. Vom Stuhlgebäude bis an das oberste Türmchen 4 Ruten. Ferner 6 freie
Fenster mit Knappen 6 Ruten, zusammen 33 Ruten. Jede Rute für Nägel und Deckerlohn zu bezahlen mit 5 Gulden. Für den Turm 165
Gulden. - Das Gebäu vom Zwengel (Zwinger) über die Zugbrücke und über den Born bis hinten hinaus an die alte Küche gedeckt,
zusammen 34 Ruten, macht 170 Gulden. Am vordersten Giebel auf dem Zwengel l Rute, macht 5 Gulden. Dachwerk insgesamt 340
Gulden". Gedeckt werden auch zehn welsche Giebel und das Torhaus, in dem sich das Gefängnis befindet. 1592 liefert Hartmann
Wertenberger 200 verzinnte Bleche, um die Bogen der welschen Giebel zu bekleiden. Für letztere müssen 900 Schuh Latten geschnitten
werden. Für 1593 ist notiert, daß der Leiendecker Brück die welschen Giebel mit Blech beschlagen hat und zwei Kendell (wohl Rinnen) mit
Blei überzog. Dazu verbrauchte er 3000 Decknägel. Auch der Zwinger erhielt ein neues Dachstück. Hierzu werden 2 000 Decknägel und
700 Lattennägel verarbeitet. Aus Warburg wird ein elf Pfund schwerer kupferner Knauf bezogen und auf den Turm der Burg gesetzt. An Kosten fallen 4 Gulden und 3 Albus an.
Im Jahre 1600 erfolgt eine erneute Reparatur der Dächer. Zwei Jahre danach benötigt man 32 gebackene Steine für die Neuanfertigung
eines Backofens. Der Hilchenbacher Heinrich Gockel baut 1603 mit einem Gehilfen eine neue Zugbrücke, weil die alte abgängig ist.
Größere Umbauarbeiten finden 1607 wieder statt, insbesondere an den Dächern. Es werden Steine von den Giebeln und den Wänden
abgebrochen und das Dach .gelattet und gedeckt. Sieben Dachstühle müssen nach Abbruch der Giebel angefertigt und aufgeschlagen
sowie 24 Sparren eingezogen werden. 1608 treffen zum Beispiel zwei Wagen mit „beschlagenem" Kalk ein. Noch 1613/14 finden
Bauarbeiten statt. Für 1615 ist belegt, daß ein Graben durch die Pforte in den Fels geschlagen werden muß, damit das Regenwasser
besser abfließen kann. Noch 1621 sind Ausbesserungen an den Burgmauern notwendig. Unterschiedliche Viergespanne werden
eingemauert sowie Anker, eiserne Stangen und Nägel beschafft. Zugleich erhält die Falltüre auf der Treppe zwei Gehänge, zwei Riegel und
einen Ring. Nach all diesen Arbeiten meldet dann im gleichen Jahr eine Aufzeichnung, daß „Schloß" Ginsberg nicht mehr bewohnbar ist.
Die Ginsburg wird zur Ruine
Nachdem 1623 Graf Johann der Mittlere von Nassau-Siegen (1561—1623) gestorben war, erbte dessen Sohn Wilhelm (1592—1642) die
Ämter Ferndorf, Krombach und Hil-chenbach. Auf der Ginsburg sollte er seine Residenz beziehen. Weil jedoch die notwendigen
Renovierungsarbeiten etwa 4000 Gulden betragen sollen und diese Summe nicht aufzubringen war, erwarb Wilhelm im Tauschwege die
Wischel'sche Wasserburg Hilchenbach (Wilhelmsburg). Wilhelm weilte ständig in den Niederlanden, deren Feldmarschall er war und dürfte
sich wohl kaum einmal in Hilchenbach aufgehalten haben. 1642 starb er. Nach Überwindung einiger Besitzstreitigkeiten übernahm 1649
sein Halbbruder Graf (ab 1652 Fürst) Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604—1679) den Wilhelm'schen Landesteil und wurde damit
Eigentümer der Ginsburg. Während seiner Regierungszeit berichtet 1655 „Der neue und alte der neuen Welt Historischer Calender MDCLV"
, gedruckt und verlegt zu Nürnberg, über frühere Hexenverbrennungen auf der Ginsberger Mahlstätte. Nach dem Tode von Johann Moritz
ließ dessen Nachfolger, Fürst Wilhelm Moritz (1649—1691), im Jahre 1683 noch einmal dem Verfall der Ginsburg Einhalt gebieten und das
Mauerwerk der Wehranlage ausbessern, obwohl der militärische Wert durch die Erfindung neuer Waffen dahingeschwunden war. Die
Bauarbeiten mußten jedoch nach einem Protest der katholischen Landesregierung von Nassau-Siegen eingestellt werden.
Um das Gemäuer der Burg war es still geworden und der von Wind und Wetter begünstigte Verfall setzte ein. Der am Fuße des
Schloßberges im Dorfe Grund 1740 geborene Johann Heinrich Jung, der sich später als Schriftsteller “Jung-Stilling” nannte, lernte die Burg
um 1750/55 nur noch als Ruine kennen. Er überlieferte in seinen Schriften der Nachwelt verschiedene schöne Sagen von der einst stolzen
und trutzigen Ginsburg. Durch ihn blieb das Burggemäuer in Verbindung mit der Sage von Hans Hübner, welcher in der Nähe der Burg unter
einer mächtigen Grenz- und Blitzeiche (Hans-Hübner-Eiche) begraben sein soll. Ebenso ist Jung-Stillings Sage „Von dem Fräulein vom
Kindeisberg und dem Geisenberger Ritter" im Volke lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag. Das Geheimnis um den sagenhaften
Raubritter Hübner ist erst in diesen Tagen ein wenig gelüftet worden. In Prozeßakten des alten Reichskammergerichtes, die
Immedietätsstreitigkeiten zwischen den Grafen von Sayn und Nassau gegen die Adeligen im Freien Grund, und zwar speziell gegen die von
Langenbach auf Haus Burbach betreffen, ist eine Nachricht aus 1593 enthalten, welche auf Hübner hinlenkt. Graf Johann der Ältere weist
darin am 16. Februar 1593 seinen Vogt zu Burbach an, er solle sich bei den Alten nach der Abstammung der von Langenbach erkundigen.
Schon vier Tage später lag die Antwort vor. Der Amtmann zu Burbach meldete unter anderem: „Auch bin ich berichtet, daß zwei Knechte
von Gerhard Langenbachs Geschlecht bei dem Churfürsten und Ertz Bischoff von Cöln vor Zeiten geritten haben sollen, welche uneins mit
dem Bischof worden und deswegen von Ihm gezogen. Danach sie vf die Cölnische (wohl im kurkölnischen Land) geraubet hatten, das der
Bischof ahn den Heubener (Hübner), so vf dem Ginßberg gewonet haben soll, geschrieben und begert, daß er die zwei Räuber fangen solle.
Daruff der Heubener sie angegriffen und gen Siegen gefenglich führen, auch sie beide doselbsten richten lassen vnd hat sich ihrer niemands ahnnehmen wöl
len". Mit Hilfe dieser dürftigen Angaben müßte es in naher Zukunft möglich sein, ein klein wenig mehr Licht in
das Dunkel um den „wilden" Hübner zu bringen.
Nach dem Wiener Kongreß des Jahres 1815 fiel das Fürstentum Nassau-Siegen an das Königreich Preußen, das neben der Domäne Hof
Ginsberg auch die Burgruine übernahm und sie dem Forstfiskus unterstellte. Aus der Zeit um 1850/60 ist überliefert, dass die Bauern der
umliegenden Dörfer in der Ruine Mauersteine ausbrachen. Desgleichen sollen auch für den Neubau der evangelischebn Kirche in
Hilchenbach Steine gewonnen worden sein. In der Zwischenzeit hatte sich fahrendes Volk im alten Gemäuer einen Unterschlupf gesucht,
den die Forstverwaltung durch Einebnung beseitigte. Hermann Böttger aus Weidenau schreibt 1931, dass die Forstverwaltung als
Eigentümerin des Geländes in den (18)sechziger oder siebziger Jahren den Rest des Bergfrieds und die noch vorhandenen Gewölbe hatte
zuwerfen lassen und dass sich dann ein “Verschönerungsverein” mit wohlgemeinten Planierungen und Anpflanzungen des Schloßberges
angenommen hatte. Es durfte angenommen werden, dass die ursprüngliche Gestalt stark gestört war.
Neues Leben blüht in der Ruine
Als erste denkmalpflegerische Bestrebungen der Provinz Westfalen sind Vermessungen des Provinzialbaurats Hartmann aus
Münster zu vermerken, der 1883 den sichtbar gebliebenen Grundriß der Ruine vermisst und eine Rekonstruktion der Burgansicht zeichnet. In den Jahren 1887, 1910, 1924 und 1931 bemühten sich
geschichtsbeflissene Siegerländer, die Geheimnisse der verwaist,
verwilderten und vergessenen Mauern durch Ausgrabungen zu ergründen oder ihnen nachzuspüren. Leider blieben diese Arbeiten zunächst nur Stückwerk. Oberstudienrat (Dr. h. c.)
Hermann Böttger konnte im August 1931 lediglich den Grundriß der
Kernburg einigermaßen feststellen. Seine weiteren Bemühungen, umfangreiche Sicherungsarbeiten vorzunehmen, fanden bedauerlicherweise kein nachhaltiges Echo. Immerhin
kam er nach den Ausgrabungen des Vereins für Heimatkunde und Heimatschutz im Siegerland im August
1931 zu der Erkenntnis, dass das Bild, das man sich durch urkundliche Nachrichten über die Anfänge der
Burg und die im 15. Jahrhundert vorgenommenen Erweiterungsbauten hatte machen können und dass die Anlage bedeutender war, als der Besucher des Schloßberges bisher annehmen konnte.
Am 12. April 1933 planten die Stadt Hilchenbach und das Amt Keppel, Aufräumungs- und Restaurierungsarbeiten bis Anfang August
desselben Jahres ausführen zu lassen. Damals rechnete man mit einem Besuch der Niederländischen Königin Wilhelmina aus Anlaß der
Feier zur 400. Wiederkehr des Geburtstages von Wilhelm dem Schweiger auf der Ruine Ginsberg. Aber leider blieb es nur bei der Planung.
Der Siegerländer Heimatverein e. V. ließ jedoch am 8. August 1933 in einer Oranien-Gedenkfeier eine auf den Trümmern des Bergfrieds
angebrachte Eisengußplatte im Beisein vieler Niederländer und Siegerländer von seinem damaligen Vorsitzenden, Generalarzt Dr.
Schmick, einweihen. Diese Platte (siehe Bild 7), die ab 31. August 1968, dem Geburtstag der verstorbenen Königin Wilhelmina, wieder am Mauerwerk der Ruine angebracht ist, trägt unter dem
reliefartigen Bildnis des Prinzen Wilhelm von Oranien folgende
Beschriftung:
ZUR ERINNERUNG AN WILHELM DEN SCHWEIGER DER AUF DIESER NASSAUISCHEN GRENZFESTE IM JAHRE 1568 DAS ERSTE HEER ZUR BEFREIUNG
DER NIEDERLANDE SAMMELTE. IM JAHRE SEINES 400. GEBURTSTAGES 1533—1933.
1957 beginnt Hermann Manskopf mit Sicherungsarbeiten. Erst am 18.11.1960 gründeten heimattreue Siegerländer den Verein zur
Erhaltung der Ruine Ginsberg e. V. Die ursprünglich aus drei, dann sechs und 1967 acht Männern bestehende Arbeitsgruppe ist seit dem
22. Juli 1961 in einem ständigen samstäglichen Arbeitseinsatz. Sie hat in über siebenjähriger Arbeit, die auch in der Winterzeit kaum
unterbrochen worden ist, den stark bewaldeten Schuttberg über der Kernburg abgebaut und in rund 22.000 Arbeitsstunden die Mauern der
Wehranlage freigelegt. Auch der 220 Meter lange innere Trockengraben ist größtenteils bis zur Sohle wieder zum Vorschein gekommen.
Die Grabungstagebücher dokumentieren zu den Arbeiten folgendes:
1961:
Beginn der Freilegungs- und Restaurierungsarbeiten am 22.7.1961. Freilegung des Innenmauerwerkes im Bergfriedstumpf. Anlage eines
330 m langen Fahrweges von der ehemaligen Hans-Hübner-Eiche bis zur Vorburg in Verbindung mit dem Bau eines Lagerplatzes. Beginn
der Räumung des westlichen Innengrabens.
1962: Die Grabenmauer und eines der Grabengebäude im westlichen Innengraben werden freigelegt. Beginn der Räumungsarbeiten an
der sogenannten Nordmauer. Absicherung der Grabenmauer im Zusammenhang mit den ersten Restaurierungsarbeiten. Bau der Holzbrücke über den westlichen Innengraben. Entdeckung eines der
beiden Burgbrunnen. Errichtung einer Bauhütte.
1963: Freilegung des Bergfriedstumpfes und des Ostbollwerks. Räumung des 220 m langen Innengrabens auf einer Länge von 150 m.
Restaurierungsarbeiten zum Absichern der Nordmauer und am 3 m hohen Bergfriedstumpf aus der Zeit um 1200. Beginn der umfangreichen Vermessungsarbeiten.
1964:
Die Mauern des Langhauses (Palas) und des alten Burghauses mit Gewölben werden sichtbar. Auffindung eines zweiten Burgbrunnens,
der wahrscheinlich aus der Entstehungszeit der ursprünglichen Turmburg des 11. bzw. 12. Jahrhunderts stammt. Absicherung dieser
Mauerteile und Wiederherstellung des gebrochenen Gewölbes im alten Burghaus.
1965:
Beginn der Ausbesserungsarbeiten am Innenwall auf einer Länge von 200 m. Freilegung des Langhausgewölbes und dessen
Wiederherstellung mit Anbringung einer Sicherungsdecke. Restaurierung der nördlichen Außenmauer bis zum Ostbollwerk. Fund von drei
Münzen sowie von Armbrustbolzen und Pfeilspitzen in größerer Zahl. Die Vorburguntersuchungen beginnen.
1966:
Die Säuberung des inneren Trockengrabens. Absicherung und Restaurierung des Ostbollwerks und der östlichen Außenmauer bis zur
Südostecke des Innengrabens. Säuberung der Südmauer der Kernburg. Freilegung der südlichen Innengrabenmauer begonnen. Weitere
Freilegung der Vorburg und Entdeckung eines 11 x 11 m messenden Vorburggebäudes. Pläne zur Errichtung eines Aussichtsturms auf den
Grundmauern des Bergfrieds und Schaffung einer heimatgeschichtlichen Gedenkstätte reifen. Viele Boden- und Waffenfunde.
1967:
Weitere Freilegung des südlichen Innengrabens und des Vorburggebäudes. Entdeckung des ältesten Burgturmes, eines Vierkantturmes
von 8 x 8 m Umfang, der von dem runden Bergfriedstumf umschlossen ist. Aufbau eines Aussichtsturms auf dem runden Bergfriedstumpf
auf 11 m Höhe. Abschluss eines Gestattungsvertrages zwischen dem Forstfiskus des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Ginsburg-Verein mit einem Eintrittsrecht des Kreises Siegen.
Schönster Lohn war laut der Chronik ein ständig anwachsender Besucherstrom,
der 1963 schon rund 10.000, 1964 etwa 12.000, 1965 bereits über 15.000, 1966 fast 17.000 und 1967 rund 20.000 Personen erreichte.
Eine unübersehbare Zahl von Bodenfunden, die in den 1960er Jahren geborgen wurden, lassen gewisse Rückschlüsse auf die ehemaligen Bewohner zu. Schon
1967 berichtete Gerhard Scholl, dass sich unter den rund 200 Waffenfunden 130 Pfeilspitzen und Armbrustbolzen und eine gewisse Zahl von Schleuderkugeln
befanden. Bis dahin konnten auch vier Münzen aus dem 13. und 14. Jahrhundert ans Tageslicht gebracht werden, dazu sechs Schlüssel, viele Eisenbeschläge,
Nägel, Hufeisen und einige Arbeitsgeräte. Die Mehrzahl der Funde besteht aus Tonscherben und Kachelbruchstücken. 1984 berichtet Alexander Wollschläger,
dass Bodenforscher seit 1961 alle Bodenfunde geborgen hätten und nach Lage und Erdschichtung registriert haben Es handelt sich um etwa sieben bis acht
Zentner Material aus Eisen, Ton und Glas. Die Waffenfunde z.B. bestehen aus einem Schwertrest, einigen Dolchmessern, zwei Lanzenspitzen und 22
Pfeilspitzen. dazu kommen ein Hammer, drei Löffelbohrer, Beschläge der Zugbrücke, Hufeisen, Schlösser und ein etwa 60 Pfund schwerer Feuerbock.
Reste von Ofenkacheln mit der Jahreszahl 1562 und dem Namen des Hafners “Hans Bermann” (Berman ist als Hafner in Uri - Schweiz -
tätig gewesen und für die Zeit von 1562 bis 1611 dort belegt), einige Bruchstücke von Wappen (aus Ton), viele Topfscherben, u.a. auch Pingsdorfer Keramik, z.T.
bemalt, sowie chinesisches Porzellan. Alle diese Gegenstände vervollständigen demnächst einmal das kulturhistorische Bild von der Burg und dem Leben ihrer Bewohner.
In den 1960er Jahren, wo das alte Gemäuer mit seinem wiedererstandenen Bergfried in eine neue Lebensphase eintrat, raunte es stärker
denn je wie in alten Zeiten aus seiner bedeutenden Vergangenheit. Von seinem Standort hochoben auf der Kuppe des Schloßberges aus
ist eine reizvolle Sicht auf die Siegerländer Bergwelt möglich. An sonnigklaren Tagen kommt auch das rheinische Siebengebirge am fernen
Horizont des „grünschillernden und wogenden Gebirgswellenmeeres" zum Vorschein, hin und wieder sogar die Hohe Acht (747 m) in der Hoch-Eifel.
Vom wieder errichteten 11 m hohen Bergfriedstumpf aus ist eine reizvolle Sicht auf die Südausläufer des Sauerlandes, dann in das
Ferndorftal mit dem Müsener Gebirge - Kindeisberg (618 m), - Martinshardt (616 m), - Breitenbachtalsperre,
- Altenberg (Paß) (490 m) bis hin zur Kölnischen Hecke bei Krombach-Littfeld mit - Wolfshorn (643 m) im Norden und dem Freudenberger - Löffelberg (457 m) im Westen möglich.
Auch nach Südwesten, Süden und Südosten reicht das Blickfeld und erfaßt damit einen großen Teil des tiefer gelegenen Siegener
Gebirgskessels. Seine einzusehenden Bergkuppen sind u.a.: - Lichtenhardt (494 m) bei Unglinghausen, - Rödgen (457 m), - Giersberg (358 m) mit dem Sendemast des WDR,
- Fischbacherberg (371 m) mit den sogenannten NATO-Zähnen (vier Hochhäuser der belgischen Stationierungsstreitkräfte),
- Siegtalbrücke zwischen dem Rothenberg (413 m) und dem Gillberg (426 m) zwischen Eiserfeld und Siegen, - Stegskopf (654 m) bei Daaden,
- Fuchskaute (657 m - höchste Erhebung des Westerwaldes, unübersehbar die Windräder dort) bei der Neukirch und - Kalteiche (579 m) bei Wilnsdorf.
An sonnig-klaren Tagen kommt auch das rheinische Siebengebirge mit - Oelberg (461 m), - Löwenburg (455 m) und - Lorberg (435 m)
am fernen Horizont des „grünwogenden Gebirgswellenmeeres" zum Vorschein, hin und wieder sogar die - Hohe Acht (747 m) in der Hocheifel.
Diese günstigen Sichtverhältnisse veranlaßten schon 1891 Heimat-
und Wanderfreunde aus Hilchenbach, auf dem etwa drei Meter hoch anstehenden Bergfried-Stumpf ein hölzernes Aussichtsgerüst zu
errichten, dessen Reste 1964 ausgegraben wurden (siehe Bild 9). Nach einer mündlichen Überlieferung soll von hier um 1900 die
Möglichkeit bestanden haben, an ganz klaren Tagen den in weiter Ferne silbern-glitzernden Spiegel des Rheins zu sehen.
Diese kurz skizzierten Gegebenheiten, verwoben in die Landschaft des Siegquellgebietes und verbunden mit der vielhundertjährigen
Vergangenheit eines Siegerländer Baudenkmals haben letztlich dazu geführt, daß die Ruine Ginsberg zu einem bemerkenswerten Anziehungspunkt im Naturpark Rothaargebirge und am
Rothaarsteig geworden ist.. Der selbstlose, unermüdliche Einsatz von acht Siegerländern hat sich
gelohnt. Die Ginsburg ist wieder zu neuem Leben erwacht. Der Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die
Ruinen der Ginsburg als heimatgeschichtliche Erinnerungsstätte und Aussichtspunkt der Nachwelt zu überliefern. Im Turm ist ein
Burgmuseum mit einigen Informationen zur Geschichte und
ausgesuchten Fundstücken eingerichtet. Die Stadt Hilchenbach betreibt eine “Außenstelle für Trauungen” im wieder errichteten Turm der
Ginsburg. Mitte bis Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ist der Ginsburg allerdings bereits wieder ein deutlich sichtbarer
“Sanierungsstau” anzusehen. Bleibt zu Hoffen, dass die Ginsburg auch weiterhin so erhalten werden kann, wie sie in den 1960er Jahren wieder aufgebaut worden ist.
Bilder 12 und 13: Panoramabilder von der Ginsburg aus Richtung Hilchenbach, Vormwald, Dahlbruch, Kreuztal - Jeweils rechts im Bild die 5 Windräder
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Quellenangaben
Unsere Ginsburg von Gerhard Scholl, Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg e.V., Ginsberg und Siegen 1968, aus Anlass der Ginsburg-Feier und des Siegerländer
Heimattages 1968 (30. August bis 1. September) den Heimat- und Wanderfreunden des Siegerlandes gewidmet
Die Ginsburg in Hilchenbach-Grund von Alexander Wollschläger, Die Ginsburg - Westfälische Kunststätten, Heft 32, Hsg. Westfälischer Heimatbund, Münster, in Verbindung
mit dem Siegerländer Burgenverein e.V. und dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege, Münster 1984
Zur Geschichte der Ginsburg von Gerhard Scholl, Siegerland, Blätter des Siegerländer Heimatvereins e.V., Band 40, Heft 2 1963
Haus Ginsberg, Burg und Ruine zwischen gestern und morgen von Gerhard Scholl, Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg e.V., Ginsberg und Siegen1973, 2. Auflage
1976 zum Gedenken an den Verfasser und Vorstandsmitglied des Vereins (Gerhard Scholl, gestorben am 31.5.1974)
Die Ginsburg, Aus Vergangenheit und Gegenwart einer Siegerländer Landesburg, 5. verbesserte Auflage, hrgg. von der Arbeitsgruppe des Vereins zur Erhaltung der Ruine
Ginsberg e.V., Ginsberg und Siegen 1968, dem Amt Keppel und der Stadt Hilchenbach gewidmet vom Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg e.V.
Die Ginsburg von Hermann Böttger, Weidenau, Siegerland, Blätter des Vereins für Heimatkunde und Heimatschutz im Siegerlande samt Nachbargebieten, 13. Band, 3. u.
4. Heft Juli-Dezember 1931, Buchdruckerei W. Vorländer in Siegen, Verlag für Heimatliteratur
Bilder 1, 4, 5, 7, 10, 12 und 13 sind eigene Bilder
Abbildung 2: Die Ginsburg in Hilchenbach-Grund von Alexander Wollschläger, a.a.O.
Abbildung 3: Unsere Ginsburg, Josef Thyssen, Ältere Bauteile der Ginsberger Turmburg, entdeckt Sommer 1967, Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsberg e.V., Ginsberg
und Siegen 1968, aus Anlass der Ginsburg-Feier und des Siegerländer Heimattages 1968 (30. August bis 1. September) den Heimat- und Wanderfreunden des Siegerlandes gewidmet
Bild 6: Die Ginsburg in Hilchenbach-Grund von Alexander Wollschläger, a.a.O. (Ausschnitt)
Bilder 8 und 9 sind Skizzen, mit denen Hermann Böttger 1931 seinen Aufsatz über die Ginsburg illustrierte und die Umrisse und Lage der Ginsburg beschrieb: Die Ginsburg
von Hermann Böttger, Weidenau, Siegerland, Blätter des Vereins für Heimatkunde und Heimatschutz im Siegerlande samt Nachbargebieten, 13. Band, 3. u. 4. Heft Juli
-Dezember 1931, Buchdruckerei W. Vorländer in Siegen, Verlag für Heimatliteratur. In Bild 9 (Böttger-Skizze II von Busch) ist noch der Standort der “Hübnereiche”
eingezeichnet, die heute nicht mehr existiert
Bild 11: Die Ginsburg, Aus Vergangenheit und Gegenwart einer Siegerländer Landesburg, 5. verbesserte Auflage, a.a.O.
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